Das Kind in dir

Warum wir in "harmlosen" Situationen manchmal so heftig reagieren

Was passiert, wenn wir unsere Gefühle ignorieren 


Reagierst du hin und wieder in bestimmten Situationen über die Maßen heftig?

Dass du auf einmal unglaublich wütend wirst, obwohl deine Tochter "nur" nicht ihr Zimmer aufgeräumt hat. Oder dass du dich plötzlich tieftraurig fühlst, weil dein Partner seinen Abend spontan mit seinen Arbeitskollegen verbringen will und nicht bei dir ist? 

Alltägliche Situationen, die wir immer wieder erleben. Situationen in denen wir uns unseren Gefühlen wie ausgeliefert fühlen können.

Die Wut lässt sich vielleicht herausschreien, aber danach haben wir ein schlechtes Gewissen, und Schuldgefühle fangen an, an uns zu nagen. Die Traurigkeit wird zur Verlustangst, ein nagender Schmerz in uns. Manchmal der Wunsch zu kontrollieren, um es auszuhalten. 

Wenn wir besonders heftig reagieren, können wir davon ausgehen, dass etwas in uns tief berührt ist. Etwas was mit der aktuellen Situation gar nichts zu tun hat.
Berührt sind belastende Erinnerungen und Gefühle, die meistens aus der Kindheit stammen. Und diese zeigen ihre Wirkung, solange sie nicht geheilt sind.

In der Kindheit haben wir Situationen erlebt, aufgrund derer wir negative Gedanken über uns selbst entwickelt haben. Zum Beispiel wurden wir aus irgendwelchen Gründen bestraft, woraus wir geschlussfolgert haben, nicht liebenswert zu sein. Diese Gedanken haben wir immer wieder in ähnlicher Form gedacht und uns dabei z.B. klein, unsicher, ängstlich gefühlt. Das bedeutet, diese Gedanken haben sich regelrecht in uns eingebrannt und haben eine emotionale Ladung.  Das ist es, was sie so hartnäckig und "wirksam" macht. Sie tauchen immer wieder auf zusammen mit den Emotionen, die mit ihnen einher gehen.  Auch in Situationen, die mit unseren Erlebnissen als Kind nichts mehr zu tun haben. Denn aus den Gedanken sind regelrechte Überzeugungen geworden. Wir haben diese Gedanken inklusive Gefühle so oft gehabt, dass wir mittlerweile sicher sind, dass sie wahr sein müssen!. 

Hier ein Beispiel:

Wenn ich mich als Kind häufig durch meine Eltern gemaßregelt gefühlt habe: Sei nicht so laut, sei nicht so überschäumend, sei nicht so albern, übertreib mal nicht, ein Mädchen verhält sich nicht so... habe ich womöglich über mich gedacht, dass ich so, wie ich bin, nicht richtig bin, dass ich verkehrt bin, nicht gut genug, nicht lieb oder brav genug bin. 
Als Kind habe ich immer wieder diese Gedanken in verschiedenen Situationen gehabt und mich dabei ängstlich, frustriert, ungeliebt, beschämt etc. gefühlt. 

Im späteren Leben habe ich dann diese Prägung in mein Leben eingebracht.
Das sieht dann so aus, dass in bestimmten Situationen diese Gedanken, die man Glaubenssätze oder Überzeugungen nennt, wach werden und samt Gefühlen in Aktion treten. Das schwierige dabei ist, dass diese Glaubenssätze oft unbewusst sind. Wir wissen demnach gar nicht, dass wir ein Programm am Laufen haben. Wir wundern uns nur über uns selbst, warum wir manchmal so stark emotional reagieren. Oder wir glauben, dass die Schuld tatsächlich bei dem anderen liegt und wir ja nur entsprechend reagieren. In Wahrheit wirkt hier immer ein Glaubenssatz, auch wenn er im Unterbewusstsein verborgen liegt.

 


Und hier noch ein Beispiel


Dein Kind hat gerade keine Lust, mit dir Zeit zu verbringen, obwohl du dir extra frei genommen hast, denn es will stattdessen lieber mit seinem Freund spielen. Oder dein Kind kuschelt lieber bei Papa auf dem Schoss. Oder lässt sich lieber von Oma vorlesen. Oder, oder... Wenn du nun die Überzeugung mit dir rumträgst, nicht wichtig zu sein oder nicht zu genügen oder nicht liebenswert zu sein oder, oder..., dann kann ein alter Schmerz wieder in dir entfacht werden. Dein tief sitzender Glaubenssatz (der dir womöglich nicht einmal bewusst ist) wird bestätigt und bringt dich aus dem Gleichgewicht.

Weiteres Beispiel:

  Wenn unser Kind Dinge sagt wie:
Du blöde Mama oder blöder Papa, ich will nicht mehr dein Freund sein. Alles machst Du falsch. 
Dann trifft uns das möglicherweise überdoll. Wir sind dann vielleicht so in der gefühlten Verletzung gefangen, dass wir nicht erkennen können, was wirklich los ist.

Nämlich, dass es sich beim Kind um eine Möglichkeit handelt, die eigene Wut und Enttäuschung herauszulassen. Es geht nicht gegen uns persönlich, sondern wir dienen als Ventil. Weil wir die engsten Vertrauten unserer Kinder sind, können die sich das "erlauben" ohne Gefahr zu laufen, deshalb nicht mehr geliebt zu werden.
Und das ist interessant! Betrachten wir es nämlich von dieser Seite aus, ist die unverhohlene Wut unseres Kindes keine Ablehnung, sondern ein Vertrauensbeweis.

Doch statt diesen Blickwinkel einzunehmen, fühlen wir uns womöglich tief getroffen, wenn es eine unserer Überzeugungen bestätigt, wie z.B. nicht liebenswert zu sein.

Diese Beispiele lassen sich unendlich fortführen. Wir alle tragen diese Verletzungen in unterschiedlichem Ausmaß in uns. 

Das Gute ist, dass wir die Möglichkeit haben, all das zu verändern.
Wir können unsere Glaubenssätze, unsere inneren Verletzungen erkennen, anerkennen und auflösen. Wir können sie sogar umwandeln in positive Überzeugungen. 
Und wenn wir das getan haben, was passiert nächstes mal in für uns schwierigen Situationen? Was passiert, wenn es keine Überzeugung mehr, wie "ich bin nicht liebenswert" gibt, die getriggert werden könnte? Wenn du die Überzeugung gewandelt hast in: "Ich bin liebenswert". 
Dann wirst du auf bestimmtes Verhalten oder Situationen nicht mehr anspringen. Du fühlst plötzlich Entspanntheit in dir anstatt Angst oder Wut. Du hast plötzlich nicht mehr das Gefühl, dich verteidigen zu müssen. Du ruhst in dir, weil du tief in dir fühlst, dass du liebenswert bist. Und zwar ganz egal, wie deine Kinder, dein Partner oder sonstwer interagiert. Du stellst deine Liebenswertheit einfach nicht mehr in Frage. Und wenn du dich entspannt in dir fühlst, dann reagierst du natürlich auch entspannter in "schwierigen" Situationen.

Doch wie erkenne ich die Schattenseiten meiner Kindheitsprägungen?  


Und wenn ich diese erkannt habe, wie löse ich diese auf?
Und wie verändere ich diese dann bestenfalls in positive Glaubenssätze?


Zunächst ist wichtig zu erkennen, dass unsere negatven Glaubenssätze in Wahrheit nichts über unseren Wert aussagen. Es handelt sich IMMER um eine INTERPRETATION dessen, was wir als Kinder durch unsere Bezugspersonen erfahren haben. Alle negativen Glaubenssätze sind übrigens laut Byron Katie (Begründerin der Methode The Work) unwahr.

Stellen wir uns folgende Fragen:

Wie habe ich meine Eltern als Kind erlebt? 
Welches Gefühl vermittelten sie mir primär: 

Richtig zu sein, genauso wie ich bin, oder sollte ich anders sein, Dinge anders machen, anders denken... was wurde erwartet?

War es okay, dass ich mich von meinen Eltern gelöst habe? Durfte ich autonom sein und wurde ich darin angemessen unterstützt? Oder wurde ich eher überfordert oder geklammert?

Gab es typische Sätze, die oft fielen? Indianer kennt keinen Schmerz (bei Jungen), du musst dich anstrengen, du musst dich unterordnen, übertreib nicht etc.
 
Wenn du dir diese Fragen beantwortest, kommst du deinen Glaubenssätzen näher. Und damit auch der Möglichkeit diese umzuwandeln.

Übrigens 10 sehr häufig genannte Glaubenssätze sind:   
Ich bin nicht genug. Ich bin nicht schön, klug, liebenswert oder gut genug. 
Das Leben ist schwer.  
Ich muss stark sein. 
Liebe tut weh. 
Ich bin nicht schön. 
Ich muss alles alleine schaffen. 
Geld verdienen ist schwer.  
Ich muss etwas leisten, um zu gelten. 

 

Jetzt hast du vielleicht ein paar Glaubenssätze aufgespürt... was nun?

Du kannst geführte Meditationen machen, die sich mit der Heilung der inneren Verletzungen befassen. 

Du kannst die Augen schließen und dich zurückversetzen, als du ein Kind warst. Du kannst dir vorstellen, dich selbst als Kind in den Arm zu nehmen und zu trösten. Du kannst als Erwachsener noch einmal durchfühlen, was du dir als Kind nicht erlauben konntest zu fühlen. So können die feststeckenden Gefühle, die die Glaubenssätze so belastend machen, aufgelöst werden.

Ein sehr wirksames Tool ist auch eine Klopftechnik (EFT), mit der wir bestimmte meridiane Punkte an unserem Körper klopfen. Auch hier werden energetische Blockaden gelöst. Du kannst alte Glaubenssätze lösen und neue "installieren".

Byron Katie hat die Methode The Work entwickelt. Mit dieser Methode können wir all unsere Glaubenssätze auf den Prüfstand stellen und verändern. Zu dieser Methode und wie sie funktioniert erfährst du mehr in meinem nächsten Bericht.

Wir können sehr genau darauf achten, in welchen Situationen wir uns besonders getriggert fühlen. Wir können so erkennen, dass der Schmerz, den wir in dem Moment fühlen, wenig mit der realen Situation zu tun hat. Wir müssen demnach nicht mit der realen Person, die diesen Schmerz angetriggert hat, herumstreiten oder uns von ihr zurückziehen. Stattdessen können wir uns unserem inneren Kind innerlich zuwenden und es trösten. 
Wenn wir uns dann emotional wieder stabiler fühlen,  können wir auf dieser Ebene den „Konflikt“ mit der realen Person klären. 

Welche Methode du auch immer nutzt... es gibt natürlich auch noch weitere.. ist letztlich egal. 
Wichtig ist nur: Lass deine limitierenden Glaubenssätze nicht im Unterbewusstsein. Denn dort können sie jederzeit die Führung über dein Leben übernehmen. Werde dir ihrer bewusst und wende dich ihnen zu. Verändere sie! 
   
Netflix schauen, shoppen gehen, essen, arbeiten und andere Ablenkungen helfen uns dann manchmal darüber hinweg, wenn wir uns nicht gut fühlen. Doch schmerzhafte Erinnerungen, ungute Gefühle etc. sind nicht einfach weg, nur weil wir versuchen nicht mehr daran zu denken oder diese wegzuschieben. Sie beeinflussen uns stetig in unserem Leben und immer wiederkehrend und machen uns so das Leben schwer. Denn alles, womit wir in den Widerstand gehen, was wir wegignorieren, das bleibt.

Erlaube dir, dich dir selbst zuzuwenden und dir Zeit zu nehmen, dich um dich selbst zu kümmern.






 










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