Die Angst von Eltern, Fehler zu machen 

 

  Erziehe ich zu streng oder zu nachgiebig?

 Setze ich zu viele Grenzen oder zu wenige?

 Bin ich konsequent UND liebevoll genug?

   Bekommt mein Kind genug Aufmerksamkeit? 
 ODER gebe ich ihm zu viel davon? 

Und noch viiiiiieeeele Fragen mehr… 


Was passiert, wenn ich etwas falsch mache? Schade ich meinem Kind? Schadet es unserer Beziehung?

Ich will doch einfach nur gelassen, liebevoll und bedürfnisorientiert erziehen! Gleichzeitig möchte ich, dass mein Kind mir gegenüber respektvoll ist, mich ernst nimmt, auf mich hört. Ich möchte alles richtig machen.

Aber wie geht das?
 
 

Wie oft orientieren wir uns in unserer Verunsicherung an dem was andere sagen, machen und erwarten? 
Und das, obwohl uns unser Gefühl etwas anderes sagt! 
 
 

Was ich zu meiner großen Erleichterung erfahren durfte: 

 Es geht überhaupt nicht darum, immer alles richtig zu machen. 

Nicht im Zusammenleben mit unseren Kindern und auch generell nicht.  
Wir dürfen Fehler machen! Genauso wie unsere Kinder! 
Genau genommen können wir gar keine Fehler MACHEN. Denn das würde ja bedeuten, dass wir uns dafür entschieden hätten: Jetzt MACHE ich mal einen Fehler.
ABER es kann passieren, dass wir etwas tun, was wir RÜCKBLICKEND als Fehler empfinden. Oder wir sind uns irgendwie unsicher, ob wir richtig gehandelt haben. 

Das zu erkennen und es danach besser zu machen, das ist es, worum es geht.

Doch ganz konkret:

Was tun, wenn... 

·         das Kind beim Abholen partout nicht los will?

·         sich vor Wut schreiend auf den Boden wirft?

·         nicht daran denkt, abends im Bett liegen zu bleiben? 

·         unser Teenagerkind den PC nicht ausmacht? 

·         kein Interesse an den Hausaufgaben zeigt? 

·         wieder zu spät nach Hause kommt? 

et cetera pp.

Wie setze ich meine Wünsche durch, ohne die Bedürfnisse meines Kindes zu missachten? 

 

Wir alle wollen schließlich eine vertrauensvolle Beziehung zu unseren Kindern leben. 
 Unsere Kinder sollen sich sicher gebunden fühlen. 
 Aber wie geht das, wenn ich vor lauter Wut und Frust schreien könnten? Und es vielleicht auch immer wieder tue?
Wie soll ich in solchen Situationen Haltung bewahren? 

 

Das geht, indem du eine Haltung entwickelst. 


Diese Haltung besteht aus drei Bausteinen:

1.      Du gehst in deiner neuen Haltung grundsätzlich vom    Besten aus

  • Dass du dein Bestes gibst - immer - und dein Kind genauso. Dass alle Handlungen unserer Kinder den Grund haben, dass das Kind aus seiner Sicht das Beste tut und will. Genauso wie Du.
  • Dass das Kind in der Regel gute Gründe für sein Handeln hat. Genauso wie du.
  • Vielleicht fühlen sich die guten Gründe deines Kindes egoistisch an. Aber wahrscheinlich nicht aus Sicht deines Kindes. Es ist deine Wahrnehmung. 

2. Unser Kind hat immer Recht. Genauso wie du. Jeder hat Recht. Jeder hat Recht in seinem eigenen Denk- und Glaubenssystem.

  • Unser Kind hat Recht, wenn es sich im Supermarkt auf den Boden wirft und lautstark heult, weil es den erwünschten Schokoriegel nicht bekommt. Es ist so wütend und frustriert und weiß sich nicht anders zu helfen. In seinem Denk- und Glaubenssystem denkt, fühlt und handelt es völlig zur Recht. Seine Hirnstrukturen geben es (noch) nicht anders her.  
  • Doch auch wir haben Recht, wenn wir wollen, dass unser Kind sofort mit dem Geschrei aufhört, weil es uns massiv nervt und, noch schlimmer, es uns peinlich ist. Wir finden es womöglich weiterhin total übertrieben, schließlich hat unser Kind kurz zuvor ein Eis gehabt oder was auch immer.

3. Übernimm zu 100% die Verantwortung für deine Gefühle.
 

  • Dass mein Kind die Wand angekritzelt hat, löst beispielsweise Wut in mir aus. Doch mein Kind ist nicht verantwortlich, dass ich mich wütend fühle. Je nach Alter ist das Kind für seine Handlung, niemals jedoch für meine Gefühle verantwortlich.


„Aber wenn mein Kind das nicht getan hätte, wäre ich gar nicht wütend geworden.“
 Das stimmt. 

  •  Aber das Gefühl hast du dennoch selbst, ganz allein in dir entwickelt. Dein Kind hat die Wand angekritzelt. Mit welchen Emotionen du darauf reagierst, ist ganz bei dir. Natürlich weiß ich, dass Emotionen hochkochen, ohne dass wir das Gefühl haben, einen Einfluss darauf zu haben – ich selbst habe es unzählige Male erlebt. ABER die Verantwortung dafür liegt bei uns. Denn diese Emotionen sind nicht im Außen hergestellt und uns überreicht worden, sondern wir haben sie IN uns erzeugt. 

Wenn du diese Haltung immer mehr verinnerlichst, vermeidest du folgendes Szenario:

„Mein Kind macht was es will. Es interessiert sich nicht, dass ich mich ärgere, gedemütigt und ignoriert fühle.“
 Was tue ich grade?
 Ich werte das Handeln des Kindes als persönliche Abwertung. Dann geht es plötzlich nicht mehr um die Sache – keine Hausaufgaben machen, rumtrödeln etc. - sondern es geht um einen Angriff auf mein Standing als Mutter oder Vater. 
Das kann intensive Gefühle wie Wut, Unsicherheit, Angst, Scham, Traurigkeit auslösen, die tief in mir verborgen sind. Durch das Erleben mit meinem Kind werden diese hervorgerufen.
Was mache ich dann?
Aus dem Gefühl der Entwertung heraus starte ich womöglich einen Gegenangriff:
  "Nie machst du, was ich dir sage, du bist immer so frech, du kannst nicht einmal was Vernünftiges machen, du bist echt daneben, du bist egoistisch etc." 
Es geht also nicht mehr um die Sache, sondern um allgemeine Urteile über die Persönlichkeit unseres Kindes.

Mit dieser Haltung erlaubst du dir zu verinnerlichen:

1. Mein Kind tut, was es grade für das Beste hält.

 2. Mein Kind hat immer Recht – in seinem persönlichen Denk- und Glaubenssystem.
 Ergo: Egal was mein Kind tut oder nicht tut, es ist NICHTS persönliches gegen mich:
 Ich bin immer respektiert und geliebt.

 3. Die Verantwortung für MEINE Gefühle liegt bei mir.
Dann hast du die Macht, deine Gefühle aktiv zu verändern.

Und am besten noch: 

 Hab Mitgefühl mit dir selbst! Dir dürfen Fehler passieren, du bist trotzdem geliebt.

Und zum Schluss:

Das bedeutet nicht, dass wir jegliches Handeln des Kindes stillschweigend hinnehmen und abnicken sollten. Sondern es bedeutet nur, dass wir seinem Handeln auf einer anderen Ebene begegnen können.

 Du kannst aus einer gelasseneren Haltung heraus handeln, weil du dich nicht mehr persönlich angegriffen fühlst.

 Auch dann, wenn dir das Verhalten deines Kindes gar nicht gefällt.
 Womöglich hast du nun mehr Verständnis für das Verhalten deines Kindes. Womöglich kritisierst du sein Verhalten aber auch. Doch dies kannst du auf eine Art und Weise tun, dass es NUR um das Verhalten geht. Dass Kind in seinem SEIN ist okay. Es wird nicht als Person klein gemacht. Sein Selbstwert bleibt unbeschädigt.

Lösungen lassen sich jetzt viel leichter finden:
 Denn es geht nur noch um die Sache und nicht mehr um die Verteidigung der eigenen Person.

Übung macht den Meister:
Eine neue Haltung zu verinnerlichen bzw. der eigenen Haltung neue Aspekte hinzuzufügen braucht etwas Übung und Durchhaltevermögen. Es ist ein bisschen wie eine neue Sprache zu lernen - auch hier verinnerlichen wir vor allem durch Wiederholungen und Ausprobieren.

 

Ist das alles? Wird dann alles gut?
Alles? Nein, aber es wird viel besser! Es ist ein wichtiger Baustein, der so hilfreich ist auf dem Weg zu einem respektvollen, harmonischen Familienleben und Frieden in DIR.

Unfassbar hilfreich ist hierbei, wenn du dich mit deinen eigenen Gefühlen auseinandersetzt. Diese haben ihrer starken Intensität nämlich selten ausschließlich mit unseren Kindern zu tun.

Dazu mehr in meinem nächsten Beitrag.

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